subject: scanditrain - INFO - Bohusbahn
update:  2016-09-19
author:  SRS scanditrain
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Die Bohusbahn:

Die Bohusbahn (schwedisch: Bohusbanan) ist eine eher beschauliche Strecke entlang Schwedens Westküste, in Bohuslan, die von Göteborg nordwärts führt und in Strömstad endet. Dazu gibt es eine Stichstrecke, die bei Munkedal abzweigt und an die Küste nach Lysekil führt. Die Strecke ist einspurig, aber elektrifiziert.

Warum es hier ausgerechnet eine so ausführliche Beschreibung gerade dieser Strecke gibt: einfach weil sie mir gefällt.

Auffallend entlang der Strecke sind die alle nach gleichem Muster gebauten Bahnhofsgebäude, die aber fast alle inzwischen privat genutzt werden (oder verkommen) 

 

geografische Lage Bohusbahn click to enlarge
Geschichte + weitere Strecken

Die Strecke wurde 1898 als Teil einer durchgehenden Küstenverbindung von Südschweden bis Oslo geplant. Als allerdings 1905 die Union zwischen Schweden und Norwegen aufgelöst wurde, endete der Bau der Strecke in Skee. Die wenigen Kilometer von Skee bis an die Küste sollte ursprünglich durch eine private Gesellschaft als Stichstrecke betrieben werden, dann übernahm aber doch die SJ von Anfang an auch diesen Abschnitt. Die Strecke von Skee bis Uddevalla wurde 1903 eröffnet, die Strecke von Uddevalla nach Göteborg in Abschnitten 1906 bis 1909. Die Elektrifizierung der Strecke Göteborg - Uddevalla kam 1939, der weitere Verlauf nach Strömstad wurde1950 elektrifiziert.

Ausser in Göteborg hat die Strecke noch in Uddevalla eine Verbindung zum übrigen Schienennetz. Hier endeten früher zwei Schmalspurbahnen:
 - die Uddevalla-Vänersborg-Herrljunga Järnväg (UVHJ) mit einer Spuweite von 1217 mm (4 englische Fuß), die dann aber schon ab 1900 vollspurig betrieben wurde und über die heute Züge von Uddevalla nach Borås verkehren und die via Öxenered/Trollhättan auch Anschluß nach Stockholm u.a. bietet.
 - die Uddevalla-Lelångens Järnväg, (ULB), genannt Lelångenbanan, mit 891 mm Spurweite. Die Bahn war von 1895 bis 1960 in Betrieb und wurde dann eingestellt.

Darüberhinaus gab es in Munkedal eine Schmalspurbahn 600mm vom Bahnhof zum Hafen bzw zur Papierfabrik,die später auf Normalspur umgestellt wurde. Der Zweig zum Hafen wurde eingestellt und danach als Museumsbahn  wieder mit 600mm neu aufgebaut. Der Gleisanschluss zur Papierfabrik - heute "Arctic Paper" - existiert nach wie vor, wenn auch in anderer Streckenführung.

Letztlich gibt es seit 1913 etwas nördlich von Munkedal in Smedberg eine Abzweigung mit einer Stichstrecke nach  Lysekil (in den "Schären" des Skagerrak), die Lysekilbahn. Die Strecke ist 38km lang und wurde zunächst privat betrieben. Nach der Verstaatlichung 1939 folgte 1950 die Elektrifizierung. Seit 1981 hat die Strecke nur noch Güterverkehr, dieser wurde 2010 ebenfalls eingestellt.
 

Stationsgebäude Ljungskile click to enlarge
Stationsgebäude Uddevalla click to enlarge
Strecke bei Skee click to enlarge
 

 Verkehr + Fahrzeugmaterial

Der Personenverkehr wird (mit kleinen Ausnahmen) ausschließlich von der regionalen Verkehrsgesellschaft Västtrafik betrieben. Västtrafik setzt hierzu Triebwagen der Reihen X11,12 und 14 ein, in zunehmendem Maße aber auch neue "Regina"triebwagen der Reihen X 50 und X53. Lokgeführte Züge gibt es seit 2005 nicht mehr. Die Verkehrsführung obliegt der SJ, bei der Ausschreibung der Strecke 2009 hat DSB First die Verkehre ab 2010 gewonnen. 
Die Triebzüge fahren von Göteborg bis in das 90 km entfernte Uddevalla, eine Teil der Züge fährt dann weiter bis nach Strömstad (weitere 90 km). In Uddevalla besteht Anschluss an die ebenfalls von Västtrafik betriebenen Streck nach Borås.
Seit 2006 gibt es üder die Strecke Uddevalla - Strömstad im Sommer eine X2000 Verbindung nach Stockholm, ein Zugpaar täglich für den Urlauberverkehr. Ganzjährig gibt es von Stockholm noch eine Tagesrandverbindung von und nach Uddevalla, aber nicht weiter auf die Bohusbahn.

Güterverkehr wird ab Göteborg durch Green Cargo betrieben.  

  • Zunächst einmal gibt es zwei tägliche Güterzugpaare nach Stenungsund. Morgens kommt eine T44 mit dem ersten Zug und rangiert in den umfangreichen Gleisanschlüssen der chemischen Industrie. Sie stellt dann einen Güterzug zurück nach Göteborg zusammen. Am Vormittag kommt ein zweiter Güterzug mit einer Rc aus Göteborg. Der Zug ist oft sehr kurz und so geschieht gelegentlich unübliches: Der Zug fährt direkt auf die im Bahnhof in Stenungsund bereitstehenden Güterwagen auf. Die T44 zieht dann die Wagen des zweiten Zuges ab und die Rc steht bereits für die Rückfahrt vor dem Zug. Die T44 bedient erneut die Gleisanschlüsse und hat dann nachmittags oft einen nicht unerheblichen Kesselwagenzug für die Rückfahrt nach Göteborg.
  • Weiter gab es bis 2009 zwei tägliche Güterzugpaare nach und von Lysekil, einer von Göteborg aus, der zweite kam via Öxnered nach Uddevalla . Diese Züge wurden zum Teil in Uddevalla und Munkedal nochmals rangiert. In Uddevalla findet Güterumschlag im Hafen statt. In Munkedal wird ein recht langer Gleisanschluss von "Arctic Paper" bedient. Früher wurde zum rangieren in Munkedal die örtlich Z70 aus Uddevalla am Güterzeug einfach mitgenommen, seit etwa 2007 wird aber in Munkedal mit einer T44 rangiert. Einer der seit 2010 nur noch bis Uddevalla bzw Munkedal verkehrenden Züge wird eigentlich immer mit einer Rm gefahren. Beide Züge fahren dann zurück nach Göteborg.
  • Uddevalla selbst wird meist via Öxnered von privaten EVU´s und GreenCargo angefahren. Dann wird in der Regel Fracht im Hafen umgeschlagen. Auch im Ort selbst gibt es noch ein Holzterminal, dass mit einer längeren Stichstrecke angeschlossen ist. Dies sind aber eher unregelmässige Transporte. Der Autoumschlag im Hafen ist allerdings Sache von Green Cargo. 
 
Abzweigung Smedberg, 2009 click to enlarge
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X 53, Uddevalla, 2009 click to enlarge
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Güterzüge Stenungsund, 2009 click to enlarge
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X 11, Stenungsund, 2008 click to enlarge

Jüngere Geschichte + Ausblick

Über Jahre hinweg war das Schicksal der nicht sehr gut erhaltenen Strecken nördlich von Uddevalla umstritten. Der Ausbau der ziemlich parallel verlaufenden E6 zur Autobahn mit vielen nötigen Eisenbahnbrücken hätte der wirtschaftliche Vorwand der Stilllegung der Strecke sein sollen. Letztlich hat sich aber die Region durchgesetzt, die Strecke wird erhalten und modernisiert. 
  • 2006 kam es im Rahmen des Neubaus der Strasse zu einem spektakulären Erdrutsch bei Småröd. Die neue Straße und die Bahnlinie wurden total zerstört, wie durch ein Wunder gab es nur Verletzte. Zerstört wurde aber auch das Eisenbahnmuseum Chateaux Småröd. Dies ist besonders tragisch, weil der Besitzer bis zuletzt gegen die Strassenbaubehörde und den Neubau gekämpft hat, die E6 sollte direkt 5 Meter hinter seinem Schlafzimmer vorbeiführen. Der Abriss des Museums war im Prinzip beschlossen, als der Erdrutsch dann Fakten geschaffen hat. An dieser Stelle entstand dann auch das erste neue Streckenstück der Bohusbahn, die hier ein Stück verlegt werden musste.
  • Set 2009 wurden diverse Bahnhöfe entlang der Strecke modernisiert, vor allem gibt es neue, höhere Bahnsteiganlagen.
  • 2010 wurde die Strecke von Skee nach Strömstad gesperrt, sie wurde bis 2012 komplett erneuert und zum Teil verlegt. Insgesamt wurde schon 2009 die Zugfrequenz im südlichen Abschnitt erhöht. Es gab u.a. zusätzliche Zugpaare Göteborg - Stenungsund und zurück. Die Taktfrequenz nach Stenungsund wurde auf halbstündlich, die nach Uddevalla auf stündlich ausgebaut.
  • 2010 wurde der Güterverkehr nach Lysekil überraschend eingestellt, nachdem man dort beschlossen hatte die Güter aus dem Hafen auf die Straße zu verlagern. Seither gibt es dort nur sehr gelegntliche Verkehre, im Sommer auch einige Touristenzüge.
  • Skandinaviska Jernbanors AB (SKJB) hat 2011 das Betriebswerk in Uddevalla übernommen. Hier sind die Fahrzeuge für den  BLÅ TÅGET (Göteborg-Stockholm-Uppsala) stationiert. 2016 wurde der Firma allerdings die Betriebserlaubnis entzogen.  

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Streckenertüchtigung, 2009 click to enlarge
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Busersatz, Skee, 2009 click to enlarge
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Bilder

Etliche Bilder dieser Strecke  finden sich unter "specials" (siehe auch Navigation links) in zwei Fotogalerien

 
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